Krise in der Ukraine

Proteste weiten sich aus – Parlament soll über Regierung beraten

23.01.2014, 21:51 Uhr
| AP/dpa, dpa, rtr

In Lemberg stürmen wütende Demonstranten das Büro des Gouverneurs (Quelle: AP/dpa)


In Lemberg stürmen wütende Demonstranten das Büro des Gouverneurs (Quelle: AP/dpa)

Wütende Regierungsgegner haben im Westen der Ukraine Rathäuser und Verwaltungsgebäude gestürmt. In Lemberg (Lwiw) zwangen sie den von Präsident Viktor Janukowitsch eingesetzten Gouverneur Oleg Salo, ein Rücktrittsgesuch zu unterzeichnen. In der Hauptstadt Kiew ist die Lage unverändert gespannt. Präsident Viktor Janukowitsch machte aber ein Zugeständnis.

Für die kommende Woche beantragte er eine Sondersitzung des Parlaments. Das Parlamentspräsidium erklärte, die Sitzung werde vermutlich kommende Woche stattfinden und dabei werde auch über die Oppositionsforderung nach einem Rücktritt der Regierung um Premierminister Nikolai Asarow beraten – ebenso wie über eine Rücknahme der Einschränkung des Demonstrationsrechtes.

Am Donnerstagabend traf Janukowitsch wieder mit den Oppositionsführern Vitali Klitschko, Ex-Wirtschaftsminister Arseni Jazenjuk und dem Nationalisten Oleh Tjahnibok zusammen. Bis zum Ende der Gespräche wollten die Regierungsgegner einen “Waffenstillstand” einhalten.

Telefonat mit Merkel

Zuvor telefonierte der Präsident auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bei dem Gespräch seien “Möglichkeiten eines friedlichen Auswegs aus der politischen Krise und Wege einer Stabilisierung in der Ukraine” besprochen worden, teilte der Pressedienst des Staatsoberhauptes in Kiew mit. 

Auch die EU verstärkt ihre Bemühungen um eine Entschärfung der Krise und schickt Erweiterungskommissar Stefan Füle am Freitag zu Gesprächen nach Kiew. In der kommenden Woche wird die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton folgen.

Erste Gespräche zwischen Janukowitsch und der Opposition am Mittwoch waren ohne Annäherung geblieben. Nach dem Treffen stellten die Oppositionsführer Janukowitsch ein Ultimatum bis Donnerstag, auf die Forderung zu reagieren, die Regierung aufzulösen und das Gesetz zur Beschneidung der Demonstrationsfreiheit zurückzunehmen.

Der in Lemberg zum Rücktritt gezwungene Gouverneur Salo widerrief später seine Unterschrift. Die Region Galizien um Lemberg – 2012 einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft – gilt als Hochburg der rechtspopulistischen Oppositionspartei Swoboda.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew eskaliert die Gewalt: Die seit Wochen andauernden Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und Oppositionsgruppen fordern am Mittwoch erste Todesopfer. (Quelle: AP/dpa) Mehrere Demonstranten sollen von den Sicherheitskräften erschossen worden sein. Regierungsgegner behaupten, Scharfschützen würden gezielt auf die Protestierer feuern. (Quelle: Reuters) Demonstranten errichten Barrikaden und attackieren die Polizei mit Brandsätzen und Steinen. (Quelle: dpa) Die Polizisten werfen die Molotow-Cocktails zum Teil wieder zurück. (Quelle: Reuters) Zahlreiche Videos und Bilder im Internet dokumentieren zudem das häufig brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten. (Quelle: dpa) Eine Frau mit Kreuz redet auf Polizisten ein: Beschwichtigende Stimmen sind selten in diesen Tagen in Kiew. (Quelle: Reuters) Westliche Politiker und die Europäische Union sind in großer Sorge angesichts der Gewalt. Seit Beginn der Auseinandersetzungen wurden unzählige Menschen verletzt. (Quelle: Reuters) Proteste in der Ukraine (Quelle: AP/dpa) Proteste in der Ukraine (Quelle: AP/dpa) Proteste in der Ukraine (Quelle: dpa) Proteste in der Ukraine (Quelle: dpa)

Gouverneur in Arbeitszimmer eingesperrt

Auch in Rowno, rund 200 Kilometer nordöstlich von Lemberg, drangen Hunderte in die Gebietsverwaltung ein. Sie wurden mit Tränengas zurückgetrieben. In Ternopol, ebenfalls in Galizien, sperrten die Abgeordneten des Gebietsrates den Gouverneur in seinem Arbeitszimmer ein.

Belagert wurden auch Verwaltungsgebäude im galizischen Iwano-Frankowsk und den weiter östlich gelegenen Städten Chmelnizki und Schitomir. In Tscherniwzi (Czernowitz) in der Bukowina verboten die Behörden Versammlungen mit mehr als 100 Teilnehmern.

Die Proteste in der Ukraine greifen auf die Provinz über. Im Westen des Landes stürmen Regierungsgegner Rathäuser und Verwaltungsgebäude. (Quelle: AP/dpa) Auch radikale Deutsche kämpfen in Syrien: Europa fürchtet die Rückkehr der Gotteskrieger (Quelle: Reuters) NSA-Whistleblower Edward Snowden stellt sich heute ab 21 Uhr bei Twitter einer Fragerunde. (Quelle: AP/dpa) Kabinettsklausur in Meseberg: Was Merkel und Gabriel für 2014 planen. (Quelle: dpa) Das FBI hat fünf Verdächtige im Zuge des legendären Lufthansa-Raubes festgenommen. (Quelle: dpa) Böhnhardts Vater sagt im NSU-Prozess aus: Das haben wir überhaupt nicht geahnt (Quelle: dpa) Ruby-Prozess: Berlusconi soll Zeugen bestochen haben. (Quelle: dpa) Fabiana Leis ist durch ihre Erotikfotos die zurzeit bekannteste Präsidentensekretärin der Welt und eine frivole Antwort auf Uruguays Staatsoberhaupt, das Armut verkörpert. (Quelle: dpa)

Die Lage in der Ukraine war eskaliert, nachdem Janukowitsch neue Gesetze zur Einschränkung der Presse- und Versammlungsfreiheit unterzeichnet hatte. Die Proteste dauern seit zwei Monaten an. Auslöser waren Janukowitschs Ablehnung einer Annäherung an die EU und die Hinwendung zum Nachbarn Russland. Putin gewährte dem klammen und krisengeschüttelten Nachbarn Ukraine Milliardenhilfen.

23.01.2014, 21:51 Uhr
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