Kulturkreis Altes Rathaus Ortenberg reist nach Galizien – Überraschende Begegnung in Krakau – Abenteuerliche Fahrt auf der Weichsel

(red). „Galizien – Grenzlandschaft des alten Europa“ hatte der Kulturkreis Altes Rathaus als Ziel einer Reise gewählt. Görlitz war der erste Zwischenstopp der Gruppe. Gebäude vieler Epochen fügen sich zu einem eindrucksvollen Ensemble: von gotischen Kirchen oder dem Dicken Turm der Stadtbefestigung, erbaut um 1300, bis zu den reizvollen Gründerzeithäusern oder dem Jugendstilkaufhaus. Über die Lausitzer Neiße führte am nächsten Tag die Route nach Polen, vorbei am Riesengebirge, durch das oberschlesische Industriegebiet nach Krakau. Reiseführer Aleksander, der Gruppe schon von anderen Führungen vertraut, hatte unterwegs an die wechselvolle Geschichte Schlesiens mit der böhmischen, der habsburgischen, der preußischen Epoche erinnert, an die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich ab 1871 und die Wirren um die Grenzziehung nach 1918. In Krakau war das erste Ziel der Stadtführung der von historischen Gebäuden gesäumte Wawel mit dem Königsschloss, der Kathedrale und der Sigismundkapelle, einem Meisterwerk der Renaissance. Fast südländisch belebt war der Hauptmarkt mit den Tuchhallen, Blickpunkt in der Marienkirche der Schnitzaltar von Veit Stoß. Dann kam eine schöne Abendüberraschung: In einem Café im ehemals jüdischen Viertel Kazimierz tauchten alte Bekannte auf und musizierten hinreißend, die „Galytzianer Klezmorim“, die 2010 und 2011 in Ortenberg gespielt hatten.

Ziel des dritten Tages war Sandomierz, eine der schönsten und ältesten Städte Polens mit einem riesigen unterkellerten Marktplatz, mit Burg und Kathedrale. Abenteuerliches gab es am vierten Tag nach der Fahrt entlang der Weichsel, dem Rundgang durch Kasimierz Dolny mit seinem bunten Markt: Das Schiff, auf dem die Ortenberger eine Weichselfahrt machen wollten, war in der Mitte des Stroms plötzlich manövrierunfähig. Die angeblich zu schweren Passagiere mussten von einem anderen Boot gerettet werden – wohl eher war der Sand in der flachen Fahrrinne das Problem. In Lublin, dem „jüdischen Oxford“ lernte die Gruppe beeindruckende historische Bauten kennen, etwa die gotische Dreifaltigkeitskapelle mit ihren Fresken im byzantinisch-ruthenischen Stil, aber auch Szenen des Alltagslebens – der Samstag ist der traditionelle Hochzeitstag Polens.

Für ein düsteres Kapitel Zeitgeschichte steht das Konzentrationslager Majdanek, in dem innerhalb von vier Jahren 360 000 Menschen ermordet wurden. Nach dem Besuch der Renaissancestadt Zamosc mit dem Geburtshaus Rosa Luxemburgs ging es über Lancut mit seinem an Kunstschätzen reichen Schloss, Krasiczyn, ebenfalls mit einer eindrucksvollen Schlossanlage, und Przemysl weiter Richtung ukrainische Grenze, die schnell und unproblematisch überquert werden konnte.

Altes und Neues – historische Gebäude, reizvolle Kaffeehäuser, Straßenbahnen, aber auch riesige Protestplakate wegen der Inhaftierung Julia Timoschenkos – prägen die Atmosphäre im UNESCO-Weltkulturerbe Lemberg. Brody, eines der Zentren des Ostjudentums mit einer dem Verfall preisgegebenen Kathedrale und einem jüdischen Friedhof, dessen Atmosphäre die Ortenberger tief beeindruckte, bot zugleich die Begegnung mit dem großen Schriftsteller Josef Roth, der hier geboren war. An alten Festungen vorbei ging es nach Czernowitz, dem „Wien des Ostens“, der Heimat des Lyrikers Paul Celan. Durch die Karpaten nach Uzhgorod und dann über die Grenze in die Slowakei führte die Route – zurück in den Euroraum.

Zakopane, bekannter Wintersportort in der Tatra, bot gastliche Übernachtung und am nächsten Tag ging es durch Chocholow mit seinen ungewöhnlichen „weißen“ Holzhäusern nach Wroclaw, dem einstigen Breslau, mit seinen reizvollen, zum Teil nach der Kriegszerstörung wieder errichteten Renaissance- und Barockhäusern und der Erinnerung an den in Büdingen geborenen Heinrich Rybisch. Dann hieß es bei einem letzten guten polnischen Bier Abschied nehmen von Reiseführer Aleksander und am nächsten Tag erreichte die Gruppe wohlbehalten Ortenberg.

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