Ein Ahldorfer auf Ur-Heimat-Suche

Manfred Pfeifer stieß bei der Ahnenforschung auf für ihn selbst Überraschendes

Seit über 22 Jahren bastelt der Ahldorfer Manfred Pfeifer mit Unterbrechungen an seinem Stammbaum. Am Ende seiner Ahnenforschung war die Überraschung perfekt: Die Wiege seines ältesten erforschten Urahns stand an Weihnachten 1772 noch in Neusatz bei Bad Herrenalb. Er selbst war schon 1957 in die schwäbische Ur-Heimat zurückgekehrt – allerdings ohne dies damals zu wissen.

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Manfred Pfeifer stieß bei der Ahnenforschung auf Überraschendes.Bild: lpeManfred Pfeifer stieß bei der Ahnenforschung auf Überraschendes.Bild: lpe

Ahldorf. Manfred Pfeifer ist damit in der sechsten Generation wieder in die schwäbische Urheimat zurückgekehrt, nachdem sein Ur-Ur-Ur-Großvater Johann Peter Philipp Pfeifer im Oktober 1791 nach Obersdorf nahe Lemberg in Galizien im heutigen Polen ausgewandert war. 1772 (im Geburtsjahr des ersten Auswanderers) wurde Polen erstmals aufgeteilt und Galizien-Lodomerien (heute Ukraine) wurde Österreich-Ungarn zugeschlagen.

Der österreichischen Herrschaft war schnell klar, dass das abgewirtschaftete Land zum Wiederaufbau schwäbischen Fleiß benötigte, und so wurden mit jenen Auswanderern ganze schwäbische Orte gegründet. So auch Hartfeld, was Ur-Ur-Ur-Großvater Johann Peter Philipp Pfeifer im Oktober 1799 nach acht Jahren in Obersdorf in die Heimat der nächsten Generationen wechseln ließ. Dem Bauern und ehrenamtlichen Schulze (Bürgermeister) wurden dort vier seiner sieben Kinder geboren.

Darunter auch Johann Peter Pfeifer (1802), Manfred Pfeifers Ur-Ur-Großvater. Dieser hatte neun Kinder, wovon ein Sohn Ur-Großvater Johannes war (geboren 1839, 1886 nach Theodorshof in Galizien umgezogen), der den Pfeifer‘schen Kindersegen auf elf Kinder hochschraubte. Darunter der 1876 in Hartfeld geborene Opa Philipp. Bis zu Opa Philipp haben die Pfeifers noch ihre schwäbische Mundart gepflegt. Der Ahldorfer Ahnenforscher hat noch gut seine sprachlichen Verständigungsprobleme als Kind in Erinnerung, als er den Großvater – gestorben 1957 in Klinge bei Cottbus – und dessen zweite Frau – die erste war bei der Geburt von Vater Philipps (geboren 1900 in Theodorshof) Bruder Gottfried1902 verstorben – in Tarnau am See (Schlesien) besuchte. Mit „Krombiera“ oder „Gsälz“ konnte er nichts anfangen und ordnete diese Bezeichnungen damals noch der österreichischen Mundart zu. Geschlossen hat sich der Kreis 1957 mit der Hochzeit von Manfred Pfeifer und einer gebürtigen Ahldorferin und dem Umzug nach Ahldorf. Manfred wurde im August 1934 als Sohn des Polizisten Philipp Pfeifer in Breslau geboren. 1947 wechselte er mit seiner Schwester aus der ehemaligen DDR nach Herford in Westfalen, um 1956 mit dem Besuch der Meisterschule für Schreiner in Tübingen – wo er seine Frau kennenlernte – erstmals schwäbische Ur-Heimatluft zu atmen.

Nur wenig gewusst hat Manfred Pfeifer zu Beginn seiner Ahnenforschung – und dies wenige auch nur aus Kindheitserinnerungen und familiären Überlieferungen. Verlässlich war eigentlich nur, dass seine Urahnen einst aus Deutschland ausgewandert waren und sein Großvater Philipp, 1876 in Hartfeld/Region Lemberg geboren, 1902 nach der Eheschließung in Josephshof mit der zweiten Frau im gleichen Jahr von Theodorshof nach Neuendorf, Kreis Obornik (Polen) umzog. 1920 ging die Familie westwärts ins schlesische Tarnau am See. Flucht und Vertreibung brachten Großvater und Stief-Großmutter 1945 nach Klinge bei Cottbus.

Der erste Irrweg endete 1992 mit dem Erwerb eines Namensbuches der Pfeifer, wo er aber nur sich selbst und seine direkten Nachkommen (zwei Söhne und eine Tochter) fand. Dann setzte er im Sigmaringer Staatsarchiv an. Sein Vater Philipp starb im Februar 1945 hier im Lazarett, was der Ahldorfer aber erst 1951 erfuhr. Nichtsdestotrotz blieb auch dieser Einstieg in die Ahnenforschung erfolglos. Den nächsten Versuch machte er bei der Freudenstädter Familienforschung (Kreisarchivar Wein), wo er aber lediglich das „Haus der Donauschwaben“ in Sindelfingen als mögliche Quelle empfohlen bekam. Zwar sind auch Donauschwaben einst nach Galizien ausgewandert, doch die Pfeifers waren in den dortigen Unterlagen nicht festgehalten.

Irgendwann wurde Manfred Pfeifer auch das Preußische Geheimarchiv, Preußischer Kultursitz, in Berlin empfohlen. Umgehend und erstmals etwas aussichtsreicher erschien die dortige Beantwortung seiner Anfrage. Selbst besitze man keine Unterlagen, aber das „Galiziendeutsche Heimatarchiv“ in Kaiserslautern wäre eine verlässliche Empfehlung. Damit hatte Manfred Pfeifer die ergiebigste Quelle bei seiner Suche nach seinem persönlichen Ursprung gefunden. Über Kaiserslautern gelangte er auch an die Adresse des Uelzener Heimatforschers Manfred Daum, der ihm eine CD mit den Ortsfamilienbüchern von Hartfeld und Theodorshof zur Verfügung stellte.

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