Julia Drinnenberg und Helmut Burmeister stellen das Buch “Chaim heißt Leben” vor.

© Foto: Aderholz

Hofgeismar (KA) – “Als ich das las, war mir sofort klar, dass es sich hier um ein ungewöhnliches Buch handelt, das nicht einfach so als Privatpublikation innerhalb einer Familie erscheinen sollte,” so die Worte von Museumsleiter Helmut Burmeister während der Vorstellung des Buches “Chaim heißt Leben”. Dies ist als Band 55 der Reihe “Die Geschichte unserer Heimat” erschienen und enthält die Autobiografie von Chaim/Imek Segal, der aus Boryslaw/Galizien stammt und auch einige Zeit in Hofgeismar gelebt hat. Seine Erlebnisse und den ständigen Kampf ums Überleben als jüdisches Kind während der NS-Zeit mit vielen unvorstellbar schecklichen Ereignissen wurden von Julia Drinnenberg in unzähligen Gesprächen gesammelt, aufgezeichnet, abgeglichen und durch viele weitere Recherchen überprüft und verifiziert.

Chaim/Imek Segal ist heute 83 Jahre alt und lebt in Toronto/Kanada. “Ich bin der Einzige und Letzte, in dessen Erinnerung unsere ermordeten Vorfahren, besonders meine geliebte Mutter und meine Schwester Lusia, als lebendige Menschen existieren. Nach mir würden nur noch ihre Namen bleiben. Dieses Buch wird die Erinnerung an sie auch in meinen Kindern und Kindeskindern wach halten”, so beschreibt Chaim Segal im Vorwort die Motivation für dieses Buch.

Zwei Jahre lang hat Julia Drinnenberg gemeinsam mit Segal an dem Buch gearbeitet. Die meiste Zeit wurden die Gespräche aufgrund der großen räumlichen Distanz am Telefon geführt, aber auch ein Besuch in Toronto wurde im Sommer 2011 möglich. Der Kontakt zu Chaim Segal entstand über seine Halbschwester Lucja, die 1946 im Hofgeismarer Lager für “Displaced Persons” geboren worden war und darüber eine Anfrage nach Deutschland schickte, als Julia Drinnenberg gerade über dieses Lager recherchierte.

Das Buch “Chaim heißt Leben” ist eine einzigartige Geschichte über einen kleinen Jungen, der so gut wie keine Überlebenschance hatte. Es in einem durchzulesen erscheint aufgrund der vielen schrecklichen Beschreibungen der Greueltaten sowohl auf Seiten der Deutschen als auch der Ukrainer fast unmöglich. “Zwischendurch musste ich mal in den Garten gehen, und mir ein paar Blumen anschauen,” so Helmut Burmeister. Auch Julia Drinnenberg musste zugeben, dass sie sehr erleichtert war, als die Arbeit an diesem Buch abgeschlossen war, stellten doch die sehr lebendigen Erinnerungen Segals keine unwesentliche mentale Belastung dar.
Erwerben kann man das Buch mit Illustrationen und historischen Fotos sowohl in der Hofgeismarer Buchhandlung “Die Eule” als auch im Stadtmuseum zum Preis von 12,50 Euro.

Großer Dank gilt den Sponsoren, mit deren großzügiger Unterstützung dieses besondere Buch herausgegeben werden konnte:
Kulturstiftung des Landkreises Kassel/Landrat Uwe Schmidt
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel
Kassler Sparkasse
Firma Landwehr Schulz/Dr. Manfred Lasch
Firma Gebr. Wagner/Ehepaar Wagner

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