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Ein Abend wie von einem andern Stern
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29. Juni 2015
Der galizische Dudelsack- und Blockflötenspieler Carlos Nunez beim Finale des Weiler Bläserfestivals.
Zum großen Abschlussreigen holt Carlos Nunez Alt und Jung auf die Bühne, die Bagad Kiz Avel, die bretonische Band aus Straßburg, spielt ehrfurchtsvoll mit dem Weltstar. Das Keltenfieber hat den ganzen Rathausplatz bis zu den letzten Buden der Weingüter erfasst. Weils Kulturamtsleiter Tonio Passlick treibt es Tränen in die Augen angesichts der tanzenden und feiernenden Menge.
Carlos Nunez, Dudelsack-und Blockflötenspieler aus Vigo in Galizien, ist eine lebende Legende. Man kann ihn auf Youtube goutieren. Doch um zu verstehen, weshalb dieser Ausnahmemusiker Gold und Platin abräumt, selbst in den USA für Aufhorchen sorgt, dafür braucht es das Konzerterlebnis. Wie dieser rasende Kobold zwischen den Musikstilen hin- und hereilt, die keltischen Rhythmen mit Latinfeuer noch heißer werden lässt, ist äußerst faszinierend, würde ein anderer Wanderer zwischen den Welten sagen.
Tatsächlich ist der Abend mit Carlos Nunez wie von einem anderen Stern. Die keltische Musik holt der Musiker aus ihrer Nische heraus. Er tunt sie auf, ohne ihren Charakter zu verfälschen. Er verortet er seine Musik zeitenlos nicht in einer Region, sondern im Lebensgefühl der “Interceltics”, der keltischen Weltgemeinde. Dazu passt seine Band. Vor allem Allen Grace, Australier aus München, der stilgerecht im grünen Kilt die Bühne auf und ab paradiert, als sei er Teil einer großen schottischen Pipe-Band. Geigerin Niamh Ni Charra stammt aus Irland, und Drummer Xurxo Nunez ist wie sein Bruder Carlos aus Galizien.
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Vor allem bei Maurice Ravels “Bolero” auf dem Gaita, dem galizischen Dudelsack, hat Xurxo Nunez seinen großen Auftritt. In diesem Stück, dass seine ganze Dramatik aus dem Rhythmus bezieht, tritt er aus dem Schatten des charismatischen Spielers. Der Klassik-Gassenhauer wurde in der Nunez-Bearbeitung etwas eingedampft, was dem Stück keineswegs geschadet hat. Bis es in der Häppchenversion zum mentalen Weghören des bekannten Stückes kommt, sind die Brüder zum Ende gekommen. Somit bleiben Gänsehaut und Faszination.
Der Irrwisch aus Nordspanien will an einem solchen Sommerabend kein in Ehrfurcht erstarrtes Publikum; er lädt zum Feiern und Tanzen ein. Immer wieder präsentiert er den Andro, einen bretonischen Gemeinschaftstanz, den die Menschen vor der Bühne auch mittanzen. Carlos Nunez musikalisches Können und seine persönliche Präsenz machen den Abend zum Ereignis. Die Menschen holt er nahe an die Bühne, immer wieder will er zu seinem Publikum in Kontakt treten.
Nunez ist wohl der erste Blockflötenspieler in der Pop- und Weltmusikszene. Es liegt auch an dem Gitarristen Pancho Alvarez, dass ihm die Symbiose der beiden Musikwelten so leicht fällt. Im Stile eines Carlos Santana vermag er, Latin und Rockmusik zu verbinden. Der Musik Galiziens ist er sowieso verbunden. So ist alles rundum gelungen und authentisch an diesem Abend: ein reifer Gitarrenspieler, ein wirbelnder Flötist, eine Geigerin, die kaum schrammelt, ein Drummer, der mit ganz wenig große Dramatik schafft.
Tonio Passlicks feuchte Augen sind nachvollziehbar, die des Publikums auch, denn als Eintritt kostete das Konzert zum Abschluss des dreitägigen Weiler Bläserfestivals gerade einmal ein Viertele mitten im Weindorf.
Autor: dw
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