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Galizien, das nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie von der Landkarte verschwand, galt und gilt für Österreicher, Polen, Ukrainer und Juden als Land der Sehnsüchte und Land der Katastrophen. Eine Ausstellung im Wien Museum beleuchtet den “Mythos Galizien” über Gemälde, Fotografien und Zitate aus unterschiedlichen Zeitabschnitten.

Goral und Goralin bei Szczawnica, Zygmunt Ajdukiewicz, 1898

Stefanie Panzenböck

Eigentlich gehörte das Gebiet, das später von den Habsburgern den Namen “Galizien” bekam, zum polnischen Königreich. Doch gegen Ende des 18. Jahrhunderts teilten sich Russland, Preußen und Österreich Polen auf, das damit für über 120 Jahre zu existieren aufhörte. Das Gebiet, das sich die Habsburger-Monarchie einverleibte, gehört heute zu Südpolen und der Westukraine.

In dem Kunstgebilde Galizien lebten Polen, Ukrainer, Juden, Anhänger der griechisch-katholischen sowie auch der römisch-katholischen Kirche. Und die Kolonialisierungsbestrebung, vor allem durch Joseph II, verlief sehr schnell im Sand.

Unterschiedliche Perspektiven

In der Ausstellung “Mythos Galizien” geht es um die unterschiedlichen Perspektiven auf Galizien. Die österreichische zeugt von einer Arroganz gegenüber dem Land an der Peripherie: Man setzte es gleich mit Elend und Armut.

So schrieb der junge Hugo von Hofmannsthal, der in Galizien Militärdienst leistete: “Alles was mich umgibt ist hässlicher als du dir denken kannst, alles ist hässlich elend und schmutzig. Die Menschen, die Pferde, die Hunde, auch die Kinder. Ich bin sehr niedergeschlagen und ohne Mut.”

Die Polen wiederum, die in Galizien lebten, sahen in Galizien das Relikt ihrer verlorenen Heimat und versuchten sich – erfolgreich – in Autonomiebestrebungen.

Allerdings könnte der Raum Galizien auch eine zukunftsweisende Bedeutung haben. Gerade in der Westukraine begründet man die Zugehörigkeit zu Europa mit dem “Mythos Galizien”.
Daraus ergib sich dann auch die geopolitisch schwierige Lage des Gebiets.

Aus der jüdischen Perspektive ist Galizien einerseits ein Ort, an dem über Jahrhunderte hinweg Juden lebten, sich eine starke jüdische Tradition etablieren konnte und auch die polnischen Könige die jüdische Bevölkerung beschützten. Doch Galizien ist auch ein Ort der Gewalt und des Todes. Während des Zweiten Weltkriegs wurden nahezu alle Jüdinnen und Juden von den Nazis vertrieben und ermordet.

Eine finale Antwort auf die Frage, was denn dieses Galizien nun gewesen sei oder sein kann, findet man in der Ausstellung nicht, aber viele unterschiedliche Zugänge und Erzählungen, die sich dann doch zu einer Geschichte verweben können.

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25.03.2015

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