Von Helmut Wenzel

Innsbruck, Krakau – Es störe ihn, dass Kaiserjäger und Schützen nach Galizien (heute Südpolen) reisen und noch dazu eine Kriegsuniform tragen. Diese herbe Kritik hat ein Südtiroler Jugendlicher vor wenigen Tagen im Galizien-Gedenkzug (die TT berichtete) der Europaregion Tirol geübt.

Der Obmann des Kaiserschützenbundes Tirol 1921, Hans Peter Gärtner, konnte allerdings prompt aufklären: „Wir sind ausschließlich in friedlicher Mission unterwegs. Die Uniformen tragen wir im Gedenken an die Gefallenen. Dass sich Soldaten freiwillig für Gott, Kaiser und Vaterland geopfert haben, ist Propaganda.“

Beim offiziellen Galizien-Gedenken der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino am Hauptplatz in Krakau hatte LH Günther Platter erklärt: „Den Opfern der Galizien-Kriege schulden wir eine ehrende Erinnerung.“

Allein im August und September 1914 sind laut dem Innsbrucker Historiker Michael Forcher rund 12.000 Tiroler Kaiserjäger und Landesschützen in Galizien ums Leben gekommen. Der rechtlich umstrittene Befehl an die Tiroler Soldaten, dort gegen die russischen Heere zu kämpfen, kam vom Habsburger-Monarchen Kaiser Franz Joseph I. und von dessen Generälen.

Vor diesem Hintergrund sind Angehörige von Tiroler Kriegsopfern mit dem Gedenkzug mitgereist, um gemeinsam Erinnerungsarbeit zu leisten.

Der Innsbrucker Pensionist Werner Margreiter hat gleich drei Vorfahren, die im historischen Galizien bzw. an der Ostfront ums Leben kamen. Einer war der 22-jährige Bankangestellte Johann Stolz aus Hötting. „Er ist gleich in den ersten Kriegstagen im August 1914 gefallen, in einem Sumpfgebiet bei Przemysl“, so Margreiter.

Lorenz Schimpfössl (75) aus Landeck war bei der Spurensuche in Galizien ebenfalls dabei. Sein Vater Lorenz (1891–1954) aus Stanz bei Landeck geriet zu Kriegsbeginn mit einer schweren Schussverletzung in Gefangenschaft. Seine Haftbedingungen in Sibirien waren etwas besser – er war Musikant. „Er hat mir von der menschlichen Seele der russischen Bevölkerung und von der prächtigen Landschaft erzählt“, erinnerte sich Lorenz jun. 1922 kam Vater Lorenz mit der Eisenbahn über Danzig zurück in sein Heimatdorf Stanz.

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