Innsbruck, Krakau – Ein kleiner Hügel bei Brelynce im historischen Galizien, heute im Südosten von Polen: Dort finden sich vier Massengräber mit unzähligen nicht identifizierten Tiroler Landesschützen. Sie sind im Ersten Weltkrieg bei den Kämpfen rund um die Stadt Przemysl gefallen – manche schon im August 1914 wie der 22-jährige Bankangestellte Johann Stolz aus Innsbruck-Hötting.

Der Friedhof ist ein beklemmendes Mahnmal zum Ersten Weltkrieg. 400 Schülerinnen und Schüler der Europaregion Tirol haben es im Rahmen des Galizien-Gedenkens am Sonntagnachmittag besucht.

Die Jugendlichen knieten nieder, um vor den 80 schlichten Grabkreuzen eine Kerze zu entzünden. „Da ist man einfach nur erschüttert, das Geschehen vor 100 Jahren lässt wohl niemanden kalt“, sagten zwei Südtiroler Schülerinnen. Das Leid der Soldaten sei jetzt nachvollziehbar geworden. Einige kämpften mit Tränen. „Mir schnürt es die Kehle zu. Mehr kann und will ich jetzt nicht sagen“, presste ein 17-jähriger Schüler über die Lippen.

Der Kaiserschützenbund Tirol 1921 mit Obmann Hans Peter Gärtner hatte eine schlichte Gedenkfeier gestaltet. Seine Rede schloss er mit der Aussage: „Es lebe unsere Heimat, die Europaregion Tirol im friedlich vereinten Europa der Länder und Regionen.“ Auf Bitte der polnischen Armee sanierte das Team Gärtner den Friedhof erstmals 2002. Heuer errichtete er dort die neue Gedenkkreuzkapelle „für alle Opfer von Krieg und Terror“.

Bei der Abschlussdiskussion am Montag in Krakau waren gemischte Meinungen zum Galizien-Gedenkzug zu hören. „Jung und Alt haben sich zusammengefunden, um Erinnerungsarbeit zu leisten. Die Andacht am Soldatenfriedhof hat uns allen gut getan“, resümierten Nachkommen von Kriegsteilnehmern. Eine Schülergruppe hätte sich mehr Gelegenheit zum Dialog mit der älteren Generation sowie eine vertiefende Exkursion gewünscht. (hwe)

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