Dec
19
Banesco kauft spanische Krisenbank NCG Banco
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MADRID—Spanien ist bei der Privatisierung seiner verstaatlichten Krisenbanken ein großes Stück vorangekommen: Eine venezolanische Großbank hat mehr als 1 Milliarde Euro geboten, um die größte Bank der Region Galizien, NCG Banco, zu kaufen. Sie stach sechs rivalisierende Bieter aus. Branchenkenner hatten nicht mit einem derart deutlichen Kaufinteresse gerechnet.
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Leerstehender Rohbau in Spanien: Jahrelang bewilligten spanische Banken riskante Hypothekenkredite und trieben ihr Land so in die Krise.
Nach Angaben des spanisches Bankenrettungsfonds, der den Verkauf organisiert, boten die Banesco Grupo Financiero Internacional und ihre spanische Tochter Banco Etcheverría SA 1,003 Milliarden Euro für die galizische Bank.
Banesco Banco Universal, die wichtigste Tochter der Banesco-Gruppe, ist nach Angaben der venezolanischen Bankenaufsicht die nach Spareinlagen und Vermögen größte Bank Venezuelas mit einem Marktanteil von knapp 14 Prozent.
Banesco übernimt auch zwei Bündel fauler Kredite
Bei der Auktion hatten auch die spanischen Großbanken Banco Santander,
Banco Bilbao Vizcaya Argentaria
(BBVA) und Caixabank
mitgeboten. Außerdem gab es nach Angaben gut unterrichteter Kreise ein Kaufangebot der in den USA ansässigen Investmentfirma Guggenheim Partners sowie ein gemeinsames Gebot der Finanzunternehmen J.C. Flowers Co. und Oaktree Capital Management.
Am Montag hatte der spanische Bankenrettungsfonds angekündigt, er würde unverzüglich einen Gewinner bekanntgeben, wenn das höchste Gebot bei mindestens 200 Millionen Euro läge und 50 Prozent höher wäre als die Gebote der Rivalen. Viele Experten aus der Madrider Finanzszene aber hatten damit gerechnet, dass die Auktion wegen der steilen Hürde in eine zweite Runde gehen würde.
Wie der Bankenrettungsfonds mitteilte, übernimmt Banesco mit dem Kauf auch zwei Bündel fauler Kredite. Die Bank habe die spanische Regierung nicht um eine Garantie zur Absicherung künftiger Verluste gebeten, hieß es. Banesco werde 40 Prozent des Kaufpreises sofort zahlen und den Rest bis zum Jahr 2018, teilte der Fonds mit.
Die europäischen Behörden und übrigen spanischen Staaten müssen dem Verkauf von NCG Banco an Banesco noch zustimmen.
Dass sich bei der Auktion so schnell ein Käufer herauskristallisierte, ist ein Erfolg für den spanischen Rettungsfonds, der auch unter dem spanischen Akronym FROB bekannt ist. Anfang des Jahres sollte schon einmal eine verstaatlichte spanische Bank, die Catalunya Banc mit Sitz in Barcelona, verkauft werden. Das Vorhaben aber scheiterte am geringen Investoreninteresse.
Der gelungene Verkauf von NCG Banco dürfte Spanien für die Privatisierung weiterer ehemaliger Krisenbanken Mut machen. Geplant ist noch der Verkauf der Bankengruppe Bankia, die zum Symbol für die Bankenkrise des Landes wurde. Wie Sachkenner mitteilen haben Investoren bereits Interesse bekundet, 70 Prozent von Bankia kaufen zu wollen. Die Offiziellen warnen aber, Spanien habe es mit dem Verkauf nicht eilig.
Wie NCG Banco ist die Gruppe Bankia
ein Konglomerat kleinerer spanischer Sparkassen, sogenannter cajas. Jahrzehntelang waren diese cajas fest in ihrer jeweiligen Region verwurzelt. Inzwischen sind viele in neue Provinzen expandiert. Um ihr Geschäft anzukurbeln, bewilligten sie in der Hochphase des spanischen Immobilienbooms massenweise Hypothekenkredite für riskante Bauprojekte und legten so den Grundstein für die schwere Bankenkrise in Spanien.
Seitdem die EU im vergangenen Jahr zustimmte, die Kreditinstitute des Landes zu retten, ist das Interesse von ausländischen Investoren so stark wie noch nie. NCG Banco erhielt einst 9 Milliarden Euro an Rettungshilfen vom spanischen Staat und der EU.
In Galizien selbst hatten Bürger und Beamte schon gehofft, dass Banesco oder die internationalen Investmentfirmen und nicht die spanischen Banken die Auktion gewinnen würden. Diejenigen, die Banesco als Käufer unterstützten, argumentieren, dass die venezolanische Bank am ehesten auf Kündigungen verzichten werde. Die spanischen Banken hingegen würden tendenziell Mitarbeiter von NCG Banco entlassen, weil sie bereits ein eigenes Filialnetz in der Region unterhalten, hieß es.
In einer Stellungnahme vom Mittwochabend erklärten Banesco und Etcheverría, dass sie „die Kontrolle über die galizische Bank mit der Absicht übernehmen würden, das Management, den Hauptsitz, die Bürgerprojekte in Galizien und die Beschäftigung zu erhalten”.
NCG Banco hält in der nordspanischen Region Galizien einen Marktanteil von 40 Prozent.
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