Richtig schaurig ist in diesem Buch das Kapitel zur großen Dürre 1889 in Galizien, den Bauern fehlt das Futter für ihre Tiere, irgendwann beginnt also das große Pferdeschlachten. Zwischen den Dörfern wachsen die Kadaverplätze, wo Hunderte Pferde verfaulen, man kann die Häute gebrauchen und die Knochen, nicht aber das Fleisch, ‘durchdringender Gestank und dichte Fliegenschwärme, dunkle, summende Wolken, weisen den Weg’. Das Elend in Galizien, dem Habsburger Armenhaus, treibt die Männer dort nach Amerika, wo es Arbeit geben soll, Großzügigkeit und Reichtum. Die Auswanderung ist ein Riesenbusiness, die Agenturen haben ihre Schlepper in den kleinsten Dörfern, schmuggeln die Männer an den Behörden vorbei, Richtung Hamburg und Bremen, lassen sie doppelt und dreifach buchen für die Passage auf den überfüllten Schiffen – die ‘Zwischendeckler’ -, und in Amerika warten dann die härtesten Jobs auf sie, in den Bergwerken, an den Hochöfen. Auch die Frauen kommen ins Geschäft, man holt sie in die Bordelle in Südamerika oder nach Chicago, auf die Weltausstellung 1893, als Dienstmädchen oder Buffetfräulein.Fritz Göttler

SZ vom 06.11.2013

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