Tagesschau-Label

Zugunglck in Santiago de Compostela.

Nach dem schweren Zugunglück am Abend in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens haben die Behörden die Zahl der Opfer weiter nach oben korrigiert. Nach Angaben der Regierung der autonomen Provinz Galizien kamen nach vorläufiger Bilanz 77 Menschen ums Leben. Mehr als 140 Menschen wurden verletzt.

Demnach wurden 73 Leichen aus den Trümmern des Zugs geborgen. Vier weitere Menschen seien im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen. Die staatliche spanische Eisenbahngesellschaft Renfe teilte mit, dass sich während des Unglücks 247 Menschen im Zug befunden hatten.

Waggons sprangen aus den Schienen

Das Unglück ereignete sich gegen 21.00 Uhr bei der Einfahrt in die Stadt Santiago de Compostela. Nach bisherigen Erkenntnissen entgleiste der Schnellzug in einer Kurve. Alle 13 Waggons sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Mauer und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog gar durch die Luft und landete auf einer Straße. Aus dem Dach des Triebkopfes schlugen Flammen.

“Es passierte so schnell”, sagte ein Überlebender dem Radiosender Cadena Ser. “Eine Menge Menschen wurde zu Boden gedrückt. Wir haben versucht, ins Freie zu kommen, und bemerkten dabei, dass der Zug in Flammen stand.” Ein Augenzeuge berichtete von einer Explosion, bevor er den verunglückten Zug sah. Dieser hatte sich auf dem Weg von Madrid nach El Ferrol befunden. Die Stadt liegt knapp 100 Kilometer von Santiago de Compostela entfernt.

Der Präsident der autonomen Region Galizien, Alberto Nuñez Feijoo, sagte im Sender Television de Galicia: “Das Szenario ist schockierend. Das ist wie Dantes Inferno.”

Die Ursache für die Katastrophe ist noch unklar. Eine Sprecherin der Regierung sagte, dass die Behörden aber von einem Unfall ausgingen. Am Morgen wird Ministerpräsident Mariano Rajoy an der Unglücksstelle in seiner Geburtsstadt erwartet. Er sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Beileid aus. “Ich möchte den Opfern des fürchterlichen Zugunglücks in Santiago meine Zuneigung und Verbundenheit ausdrücken”, erklärte er.

Wie der ARD-Hörfunkkorrespondent in Madrid, Reinhard Spiegelhauer, berichtet, ist die Strecke von Madrid nach Santiago de Compostela noch nicht komplett in das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz integriert.

Der größte Teil sei noch in iberischer Breitspur ausgeführt, auf der Strecke würden daher besondere Züge eingesetzt, die während der Fahrt in Valladolid von Normalspur auf Breitspur umgestellt würden.

Pilgerfest zum Jacobstag abgesagt

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt Galiziens und ein wichtiges Pilgerzentrum, das jährlich Zehntausende Menschen anzieht. Heute sollte dort ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons von Galizien, des Heiligen Jakobs, stattfinden. Die Behörden sagten die geplanten Feiern nach dem Unglück ab.

Comments

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.