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Über 40 Tote bei Zugsunglück in Spanien – tt.com
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Santiago de Compostela (APA/AFP/Reuters/dpa) – Bei einem schweren Zugsunglück im Nordwesten Spaniens sind am gestrigen Mittwochabend mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Dies gab der Präsident der nordspanischen Region Galizien, Alberto Nunez Feijoo, in der Nacht auf Donnerstag im Radiosender Cope bekannt. 50 Menschen wurden verletzt, davon 20 schwer, als der Hochgeschwindigkeitszug mit über 200 Passagieren bei Santiago de Compostela entgleiste. Medienberichten zufolge war überhöhte Geschwindigkeit die Unglücksursache.
„Es gibt mehr als 40, oder 45 Opfer, zwischen 40 und 45 Opfer“, sagte Nunez Feijoo. Zwar sei es mittlerweile gelungen, alle Waggons abzusuchen. Dennoch handle es sich nur um vorläufige Opferzahlen. „Der Anblick ist schockierend, es ist dantesk“, sagte der konservative Politiker.
Das Unglück ereignete sich gegen 21.00 Uhr in einem kurvigen Streckenabschnitt nahe des Zentrums der Pilgerstadt. Alle 13 Waggons des Zugs, der von Madrid in die Küstenstadt El Ferrol unterwegs war, sprangen aus den Gleisen.
Eine Sprecherin der spanischen Regierung sagte am späten Abend, ein Unfall sei derzeit die „Hauptarbeitshypothese“. Aus dem Innenministerium verlautete, dass ein Anschlag ausgeschlossen werde. Anlass für Spekulationen in diese Richtung waren Augenzeugenberichte, wonach unmittelbar vor der Entgleisung des Zugs eine Detonation zu hören gewesen sei.
Die regierungsnahe Zeitung „ABC“ berichtete, dass der Zug mehr als doppelt so schnell unterwegs gewesen sei als im städtischen Streckenabschnitt erlaubt. Er sei mit 180 statt 80 Stundenkilometern gefahren, um eine Verspätung wieder aufzuholen, hieß es. Auf geraden Streckenabschnitten erreicht der Zug Geschwindigkeiten bis zu 350 Stundenkilometern.
Im Internet veröffentlichte Bilder zeigten Waggons, die auf der Seite lagen und aus denen Rauch aufstieg. Ein Waggon war in der Mitte auseinandergerissen. Spanische Medien veröffentlichten auch Bilder von um die Waggons liegenden Leichen, die teils nur notdürftig mit Badetüchern bedeckt waren. Die galizischen Gesundheitsbehörden riefen die Bürger auf, Blut zu spenden.
„Es passierte so schnell“, sagte ein Überlebender dem Radiosender Cadena Ser. Der Zug habe sich in einer Kurve verdreht, danach hätten sich die Waggons aufgetürmt. „Eine Menge Menschen wurde zu Boden gedrückt. Wir haben versucht, ins Freie zu kommen, und bemerkten dabei, dass der Zug in Flammen stand. Ich habe Leichen gesehen.“
Die spanische Regierung trat noch am Mittwochabend zu einer Krisensitzung zusammen, nachdem zuvor bereits Verkehrsministerin Ana Pastor an den Unglücksort geeilt war. Diesen wollte am morgigen Donnerstag in der Früh auch Ministerpräsident Mariano Rajoy besuchen, der selbst aus Galizien stammt. Rajoy ist derzeit wegen einer Schmiergeldaffäre um seine konservative Volkspartei (PP), die auch in Galizien regiert, massiv unter Druck.
Santiago de Compostela ist die Hauptstadt der autonomen Region Galicien und ein wichtiges Pilgerzentrum, das jährlich zehntausende Menschen anzieht. Am Donnerstag sollte dort ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons von Galicien, des Heiligen Jakobs, stattfinden. Die Behörden sagten jedoch die geplanten Feiern nach dem Unglück ab.
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